Tag der Hängematte - Interview mit Katrin Horn - 2020

                                      Das Rauschen des Windes im Garten der Muse -
                       Interview mit der Gartenbotschafterin Katrin Horn aus Schönbrunn

Die Fotografin, Künstlerin und Naturphilosophin Katrin Horn lebt mit Ihrem Mann Stefan Schürmann in einem historischen Anwesen
mitten im alten Dorfkern von Schönbrunn bei Wunsiedel.
Das kleine Grundstück rund um das verwunschen wirkende Häuschen ist kreativ und naturnah gestaltet und hat als „Garten der Muse“
bereits bei verschiedenen Veranstaltungen, wie z.B. dem Tag der offenen Gartentür und den „Wunsiedler Wasserspielen“ viele Besucher angezogen.

Interview:

Frau Horn, welche Rolle spielt der Garten allgemein in Ihrem Leben und welche persönliche Verbindung haben Sie mit dem Garten?
Eine Große. Zum einen, verbindet er mich mit meinem Mann. Er ist ein bestimmendes Projekt, nach der gemeinsamen Renovierung des Hauses, in unserem Leben.  Zum anderen gibt er mir eine große Freiheit zum Nachdenken, als Ausgleich, Therapie, Heilung und Inspirationsquelle für meine kreativen Projekte. Wenn mir mal eine Laus über die Leber gelaufen ist, gehe ich in den Garten und fast 99 % aller Alltagsproblemchen lösen sich in Luft auf. Auch kann ich dort hervorragend Pläne schmieden, schreiben, lesen, malen oder Windspiele basteln. Manchmal mache ich mit den zwitschernden Vögeln kleine Frage und Antwortspiele, wenn ich Klavier spiele. Ich kann das ALL-EIN sein auskosten oder/und mit dem Partner oder guten Freunden Gespräche über Gott und die Welt bei einem leckeren Essen und einem guten Wein auf der Terrasse genießen. Besonders angenehm ist es, im Sommer in der Dämmerung im goldenen Abendlicht gemeinsam Geschichten erzählend, am Lagerfeuer Zeit zu verbringen. So kann man, obwohl es nachts abkühlt, Sterne und Glühwürmchen anschauen.

Was macht Ihren privaten „Garten der Muse“ aus Ihrer Sicht so besonders?
Vor allem die schöne Lage inmitten des Dorfes am Schönen Brunnen im Zentrum des Fichtelgebirgshufeisens. Wenn man bedenkt, dass beim Kauf des Grundstücks nur zwei Bäume und ansonsten nur Gräser und Schutt da waren, hat sich nach 25 Jahre ein wahrer Garten Eden entwickelt. Die besondere, fast mystische Verbindung als Naturphilosophin, Musikerin und Künstlerin, die viel Einfluss auf die Gestaltung, Form und Farben des Gartens nimmt. Und die Erfahrung meines Mannes, der sein geballtes Wissen als Gärtner, Landespfleger und Naturschützer in unser Projekt „Garten der Muse“ einbringt. Wir schaffen also bewusst einen Lebensraum für Tiere, Pflanzen und Menschen, die hier gemeinsam ihren Frieden und Harmonie finden. Das Ziel ist ein Erlebnisraum für Musik, Poesie und Kunst.

Haben Sie auch spezielle Lieblingsecken im Garten?
Eigentlich gibt es viele Lieblingsplätze. z.B. das Frühstücksplätzchen in der Morgensonne mit Blick auf das Wasserspiel im Mini-Teich, die Hängeschaukel in der Mirabelle mit Blick auf die Kösseine - das Herz oder vielmehr der „Busen“ des Fichtelgebirges - und die Dächer und Gärten von Schönbrunn. Ein paar Minuten Abhängen und die Lebensgeister sind wieder geweckt. Oder die Liege unter dem alten knorrigen Apfelbaum, der abwechselnd mal auf der einen Seite, dann auf der anderen blüht und Früchte trägt. Ein fast fünf Meter hoher Bambus schützt vor neugierigen Blicken, so, dass wir wunderbar entspannen oder schlafen können. Buddha-Figuren, Räucherstäbchen, Massage und Meditationsmusik verhelfen sogar zu einer inneren Phantasiereise nach Asien. Oder wenn es besonders heiß ist, dient die Hängematte der Erholung. Hier lässt es sich vortrefflich in die Welt der Literatur träumen, Musik hören oder einfach den Vögeln, Hummeln und dem Rauschen des Windes lauschen.

Welche Pflanzen mögen Sie besonders gerne und welche Pflanze sollte jeder Gartenbesitzer unbedingt in seinem Garten haben?
Vor allem verschiedene Sorten von Obstbäumen, Weintrauben, Bambus, viele Kräuter zum Trocknen und Würzen (z.B. Pfefferminze, Lavendel, Majoran, Thymian, Oregano) Holunder für Sirup, Tee, Küchle, Maiglöckchen, Rosen, Pfingstrosen (Duft und Farben!), Iris, Farne, Funkien, wegen ihrer schönen Blattformen, Geißblatt, Herbstastern, Mohn, Flieder, Stockrosen, Nachtviolen, Königskerzen, Taglilien (essbar). Je mehr Blüten, um so besser für Schmetterlinge und die Bienen.

Es ist wohltuend, in Gärten den Wandel der Jahreszeiten zu erleben. Lieben Sie eine bestimmte Jahreszeit in Ihrem Garten besonders?
Vor allem mag ich den Frühling, wenn man endlich wieder mit allen Sinnen riechen, spüren, lauschen kann, wie die Natur wieder aufersteht nach der zurückgezogenen Winterruhe. Das weiße Blütenmeer der Obstbäume, das göttliche OM der Hummeln und Bienen, die entweder aus der Imkerei der Pfarrersfrau oder aus den Insektenhotels unseres Gartens stammen, sind eine wahre Augen- und Ohrenweide. Mein Mann ist ja im Gartenbauverein engagiert, und er hat in den letzten Jahren angeregt, dass im Dorf überall die Nadelbäume, wie z.B. Blaufichten durch Obstbäume ersetzt wurden, und somit ziehen sich im Frühjahr wunderbare Blütenwolken quer durch Schönbrunn. Aber auch der Herbst mit seiner goldenen Fülle lässt das MalerInnen-Herz höherschlagen.

Was verbindet Sie persönlich mit dem Fichtelgebirge als Region?
Ursprünglich bin ich in Rehau an einer verkehrsreichen Straße in der Stadtmitte geboren. Als Kind hatte ich nur einen schattigen Hinterhof zum Spielen. Meine Eltern, Besitzer des ehemaligen Cafe Horn, waren Mitglieder im Fichtelgebirgsverein und an unserm Ruhetag machten wir Wander- und Ski-Ausflüge, so dass mir eine gewisse Liebe zum Fichtelgebirge „eingepflanzt“ wurde. Lange Jahre wohnte und arbeitete ich in anderen Regionen, bis ich das Fichtelgebirge wieder neu für mich entdeckte. Vor allem durch die Fotografie, das Wandern und Radeln entfalteten sich mir die Schönheiten der Region. Auf meiner Internetseite https://katrinhorn-fotos.jimdo.com können übrigens meine Fotografien zum Thema „Magisches Fichtelgebirge“ betrachtet werden. Ich lernte meinen Mann im JUZ in Wunsiedel kennen und wir verliebten uns in das Häuschen und den „Garten der Muse“, die wir fast über 25 Jahre renovierten und gestalteten. Außerdem habe ich viele liebenswürdige Menschen aus verschiedenen Ecken des Fichtelgebirges kennengelernt, die mir die Gegend nahebringen. Auch ist meine Mitgliedschaft in der Künstlerkolonie Fichtelgebirge sehr inspirierend.  Manchmal wäre ich am liebsten an jedem Ort gleichzeitig.

Warum lohnt es sich, mehr Zeit, das Wochenende oder auch den Urlaub im Garten zu verbringen?
Es sprechen so viele Gründe dafür: Ent-Stressung, und Ent-schleunigung, CO2-Einsparung, Luft zum Atmen, Bildung: Jeder Tag ist neu. Was ich kenne schütze ich auch. Das Denken in Kreisläufen (Kompost, Jahreszeiten) wird gefördert. Schärfung der Sinne für organische Entwicklungen, körperlicher, seelischer und geistiger Ausgleich und Gesundheit, Verbindung und Einheit mit der Natur, Pflanzen als gesunde Nahrungsquelle anbauen und nutzen, Schärfung der Sinne für Ästhetik, Rhythmen, Belebung sozialer Kontakte durch Einladungen, Konfliktmanagement, Abenteuer- und Erlebnisraum. Die Wunder der Natur im Kleinen zu entdecken. Kurzum: Es bringt uns Lebensfreude und Lebensqualität!

Welche Tipps haben Sie im Hinblick auf die beginnende Urlaubszeit als Gartenbotschafterin für Gartenfreunde im Fichtelgebirge?
Als erstes empfehle ich natürlich einen Gartenrundgang durch unser Golddorf Schönbrunn: Besuchen Sie unseren „Garten der Muse“ und die Bürg - ein magischer Baumkreis oberhalb des Dorfes, der historische Wurzeln hat. Der idyllische Kirchgarten (unbedingt einen Blick in die sehenswerte Kirche mit den größten mittelalterlichen Fresken Oberfrankens werfen) und unser schöner alter Friedhof mit Blick auf Luisenburg und Kösseine. Der Garten der Dorfgemeinschaft, unser naturnaher Dorfteich, der als Badeweiher umgestaltet wurde, der aus dem Fernsehen bekannte Rosengarten von Lydia Göschel, der Biergarten des „Bräustübls“, ein vom Gartenbauverein angelegter naturnaher Abenteuer-Spielplatz in den Röslau-Auen. Insgesamt kann man bei uns wunderbar einen ganzen, entspannten Urlaubstag verbringen! Die genannten Privatgärten öffnen ihre Türe gerne für Besucher nach vorheriger Vereinbarung (Lydia Göschel: 09232 6704, Katrin Horn: katrinhorn.fotos@t-online.de). Viele schöne weitere Gärten kann man natürlich auch beim „Blick über den Gartenzaun“ genießen.

In Wunsiedel empfehle ich den Bürgerpark Katharinenberg – einer der ersten Bürgerparks in Bayern, die Luisenburg, die nicht nur ein Felsenlabyrinth, sondern auch ein historisch bedeutsamer, von wohlhabenden Bürgern Wunsiedels angelegter Landschaftsgarten ist. Der neue Bahnhofspark ist besonders attraktiv durch sein Spiel- und Sportangebot, und die liebevoll gestalteten Gärten der Partnerstädte an der ehemaligen Stadtmauer sind etwas ganz Besonderes. In der Region sind zum Beispiel absolut sehenswert die Kurpark-Anlagen in Bad Alexandersbad, Weißenstadt (auch der neue „Eger-Lebenspfad“), und Bad Berneck. Der „Ort der Kraft“ in Bischofsgrün, der Goldberg in Selb, und das ehemalige Gartenschaugelände des Marktredwitzer Auenparks.

Das Interview mit Katrin Horn führte Claudia Büttner, Kreisfachberaterin für Gartenkultur und Landespflege des Landkreises Wunsiedel i. Fichtelgebirge

Einen kleinen Einblick in den "Garten der Muse" gewährt uns die Fotografin mit Ihren Fotos (Bildrechte Katrin Horn)


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